Zum Tode von Kolle, Stuart, Penn & Curtis

Ende September – Vier Tage und vier Todesfälle, die für die Filmwelt relevant sind. Bereits am Freitag, dem 24. September verstarb der Sexualaufklärer Oswalt Kolle, der zuletzt mit dem ‚Sexualreport 2008 – So lieben die Deutschen‘ im Fernsehen vertreten war. Zwei Tage später, am 26. September ging die 100 Jahre alte Gloria Stuart von uns, die in der heutigen Generation wohl am ehesten durch ihren Auftritt in James Camerons ‚Titanic‘ als ältere Version von Kate Winslets Rose zu sehen war. Am 28. September mussten wir Abschied nehmen von Regisseur Arthur Penn, dessen bekanntestes Werk wohl der 1967er Film ‚Bonnie und Clyde‘ mit Faye Dunaway und Warren Beatty gewesen ist. Am Tag danach starb Schauspiellegende Tony Curtis, der in Filmen wie ‚Spartacus‘, ‚Manche mögen’s heiß‘ oder zuletzt 2008 in ‚David und Fatima‘ glänzte.

Noch bis kurz vor seinem Tod arbeitete Oswalt Kolle an seinem Buch ‚Sex – Die zehn Todsünden‘, das im Februar 2011 erscheinen wird. Dieses Buch bezeichnete der Journalist und Schriftsteller als sein Testament und Vermächtnis. 2008 ist bereits seine Autobiographie ‚Ich bin so frei: Mein Leben‘ erschienen. Nach längerer Krankheit starb Oswalt Kolle in Amsterdam im Schlaf. Am 2. Oktober diesen Jahres wäre er 82 Jahre alt geworden.

In den 60er und 70er Jahren popularisierte er das Thema der sexuellen Aufklärung. Neben Artikelserien in Zeitschriften publizierte er Bücher zur Sexualität des Menschen. Diese Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt und feierten internationale Erfolge. Der nächste Schritt führte ihn auf die Kinoleinwände. Zwischen 1968 und 1972 produzierte Kolle Aufklärungsfilme, die ihn oft als Mann brandmarkten, der gegen Sitte und Moral verstoßen würde. Das war damals. In der heutigen Zeit – im Jahr 2000 – wurde er für seinen Sexualreform von der Deutschen Gesellschaft für Sozialwissenschaftliche Sexualforschung mit der Magnus-Hirschfeld-Medaille als auch 2010 mit dem IBKA-Preis für seine Verdienste um die sexuelle Selbstbestimmung geehrt.

Späten Ruhm erlangte Schauspielerin Gloria Stuart, die trotz einer Schauspielkarriere die bereits 1932 in dem Film ‚Street of Women‘ begann, erst durch ihre Rolle als alte Rose in dem ’97er Cameron Film ‚Titanic‘ Aufmerksamkeit auf sich zog. Mit einer Nominierung als beste Nebendarstellerin für einen Academy Award im Alter von 87 Jahren schrieb sie Oscar-Geschichte. Sie ist bis heute die älteste Schauspielerin, die jemals nominiert wurde. Im Jahr 2000 erhielt Stuart ihren Stern auf dem Walk of Fame in Hollywood bevor sie zehn Jahre später, am 26. September, im Alter von 100 Jahren in ihrem Haus in L.A. an den Folgen einer Lungenentzündung verstarb.

Gloria Stuart fühlte sich ihr ganzes Leben lang zum Schauspiel hingezogen. Bereits in der High School spielte sie Theater. Nach ihrem Abschluss wirkte sie in einigen kleineren Theaterproduktionen mit, bis sie dann von dem Universal Filmstudio entdeckt wurde. Die Verantwortlichen planten mit ihr eine große Karriere. Allerdings verschwand sie nach wenigen Filmen bereits in den Hintergrund, hielt sich mit unbedeutenden Produktionen im Filmgeschäft. Das führte dazu, dass sie in den 40er Jahren zurück zum Theater ging. Dort war sie mit einem Stück, in dem nur sie allein spielte, so erfolgreich, dass sie für Gastspiele nach Italien und Österreich eingeladen wurde. Erst in den 70er Jahren traute sie sich zurück zum Film und begann vermehrt in Fernsehproduktionen mitzuwirken. 1998 machte sie einen selten Ausflug, als sie in einem Musikclip der Hanson Brüder zu sehen war.

Eine solche Vielseitigkeit bewies auch Arthur Penn. Dieser starb am 28. September, einen Tag nach seinem 88. Geburtstag in New York nach einer überwundenen Lungenentzündung an Herzversagen. Neben seinen Arbeiten fürs Theater und Fernsehen, gilt er als einer der wichtigsten Regisseure des New Hollywood durch seinen Film ‚Bonnie und Clyde‘, in dem er das berühmte Gangsterpärchen in einer für die damalige Zeit tabu brechenden Endsequenz zeigt, in der sich die beiden Jugendlichen dem Maschinengewehrhagel der Polizei entgegen stellen.

Diese deutliche Gewaltdarstellung war nur ein Anzeichen für die aufkommende New Hollywood Bewegung, zu deren Vorreitern auch ‚Die Reifeprüfung‘ gezählt wird. Es wurden Genres modernisiert oder dekonstruiert in dem gegen Konventionen verstoßen wurde. Aber Penn führte nicht nur Regie. Nach dem zweiten Weltkrieg spielte er selbst Theater, fand sich aber sehr schnell in seine Rolle als Regisseur für Fernsehproduktionen und am Broadway ein. Für seine Inszenierung des Lebens der taubblinden Schriftstellerin Helen Keller in dem Stück ‚The Miracle Worker‘ wurde Penn ’59 mit dem Tony Award ausgezeichnet. Bereits wenige Jahre vorher hatte er die Geschichte für das Fernsehen aufbereitet, einige Jahre nach der Auszeichnung führte er Regie bei der Filmversion.

Eine der wohl größten Filmlegenden Hollywoods starb am 29. September. Bereits seit längerer Zeit leidete Tony Curtis an seiner chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD). Neben seiner Karriere im Filmbusiness war seine Frisur wohl sein markantestes Markenzeichen. Seine Schmalztolle, der sogenannte ‚Curtis Cut‘, entwickelte sich in den 50er Jahren zum Trendschnitt und wurde sogar von Elvis Presley kopiert.

Trotz vieler Ausflüge in die Welt der Drogen zählte Tony Curtis bis zu seinem Tod zu den Legenden der Traumfabrik Hollywood. Am ehesten dürfte hierfür seine Rolle an der Seite von Marylin Monroe in dem 1959er Film ‚Manche mögen’s heiß‘ verantwortlich gewesen sein. Viele Jahrzehnte später wurde der Film zu einem gleichnamigen Musical umgearbeitet, bei dem ein 77jähriger Tony Curtis erneut eine Rolle übernahm und von Juni 2002 bis Mai 2003 durch die Vereinigten Staaten tourte. Im hohen Alter sang, tanzte und steppte er weiterhin über die Theaterbühnen der USA. 2005 hatte er einen Gastauftritt in der Fernsehserie ‚CSI: Las Vegas‘ unter der Regie von Quentin Tarantino.

Damit dürften vier wichtige Gesichter der Filmlandschaft diese Welt verlassen haben. Oswalt Kolle hinterlässt seine Ehefrau Jose Del Ferro sowie drei Kinder aus früherer Ehe. Gloria Stuart hinterlässt vier Enkel und zwölf Ur-Enkel. Arthur Penn hinterlässt Ehefrau Peggy Maurer und zwei Kinder und Tony Curtis hinterlässt seine sechste Ehefrau Jill und seine Kinder Kelly und Jamie Lee Curtis (aus erster Ehe), Alexandra und Alegra Curtis (aus zweiter Ehe) und einen Sohn aus dritter Ehe. Sein Sohn Nicholas starb 1994 an einer Überdosis Heroin.

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