Die Bielefeld Verschwörung

Ein Scherz der durch Deutschland streift. Bielefeld gibt es nicht, behauptete der aus Kiel stammende Achim Held 1994 im Internet. Die ursprüngliche Idee soll bereits ein Jahr zuvor auf einer Feier entstanden sein. Mit der Veröffentlichung im Netz hat die Geschichte unvorhergesehene Ausmaße angenommen. Mit einem Film, der von Studierenden der Universität Bielefeld verwirklicht wurde, sollte diese Verschwörungstheorie mit Humor gewürdigt werden. Mit Darstellern wie Thomas Huber (‚Rohtenburg‘, ‚Elementarteilchen‘) und Julia Kahl (‚Der böse Onkel‘) hat man professionelle Unterstützung gewinnen können um die Studierenden im Kampf um die Rettung der Stadt und der ganzen Welt zu unterstützen.

Denn systematisch verschwinden in Bielefeld Gebäude, Flüsse und Menschen. Dies führt dazu, dass man außerhalb von Bielefeld glaubt, die Stadt gäbe es nicht. Der Universitätsprofessor Wanstohn hat den Verdacht, dass es sich um eine groß angelegte Verschwörung handelt, wird allerdings von seinen Kollegen nicht ernst genommen. Er schickt die drei Studenten Lukas, Jan und Hardy los um das Geheimnis aufzudecken, hinter dem die Firma S.I.E.-KOM zu stecken scheint. Der ‚Städtische Interessenverband Energie und Kommunikation‘ hat die ganze Stadt zu einem Versuchslabor umfunktioniert. Durch programmiertes Wasser will man eine ultimative Waffe erschaffen.

Es fällt schwer ‚Die Bielefeld Verschwörung‘ filmisch einzuordnen, möchte man dem Projekt die Betitelung ‚Film‘ doch am liebsten verweigern. Natürlich muss man im Auge behalten, dass man es hier mit einem Werk von Studierenden zu tun hat. Ein Vergleich mit einem Film wie ‚Avatar – Aufbruch nach Pandora‘ wäre unfair, wird gesagt. Warum der Film dann allerdings als Mischung aus ‚James Bond‘ und ‚Indiana Jones‘ beworben wurde – beide Filmserien dürften qualitativ besser abschneiden als James Camerons Beitrag zur 3-D Euphorie – wird wohl ein unaufgeklärtes Rätsel bleiben.

Technisch kann man sich den Vergleich mit ‚Avatar‘ dabei sicher leisten, hat man sich doch mit Kameramann und ebenfalls Produzent Alexander Böke einen Mann für ‚Die Bielefeld Verschwörung gesichert, der nicht nur die hochwertige ‚Red One‘ Kamera mitbrachte, sondern auch der kompetenteste und professionellste Filmschaffende am Set gewesen sein dürfte.

Aber das war es dann auch schon mit den positiven Worten die man über ‚Die Bielefeld Verschwörung‘ verlieren kann. Eine geheime Straßenbahn-Station unter der Universität? Klingt spannend, aber warum fängt das Bild ein großes Schild ein, auf dem ‚Wittekindstraße‘ steht? Die Soundunterschiede sind kaum zu ignorieren, wechselt der Ton doch oft in einer Szene seine Qualität und sorgt dafür, dass man sich die Dialoge begleitet von einem unangenehmen Rauschen anhören darf. Die Schauspieler sind natürlich Laien, haben ihr Handwerk nicht gelernt. Das kann man bei einem studentischen Projekt sicher verkraften. Aber warum lässt man sie in Szenen gemeinsam mit professionellen Darstellern auftreten, die allein durch ihre Mimik die Studenten mehr als blass aussehen lassen? Allerdings muss auch angemerkt werden, dass selbst der talentierteste Student aus dem Figuren nicht mehr hätte herausholen können. Kann doch eine interessante Filmfigur auch den schlechtesten Film noch aufwerten, bleiben die Helden, Schurken und Nebenfiguren in ‚Die Bielefeld Verschwörung‘ uninteressante Personen bei denen dem Zuschauer jede Identifikationsmöglichkeit verwehrt bleibt.

Auf die Frage, wie schwierig die Umsetzung des Filmes, die Arbeit an dem Film gewesen sei, hat sich die Regisseurin Kerstin Sellerberg dem WDR gegenüber geäußert, sie hätte ein gutes Arbeitsverhältnis mit dem Drehbuchautoren Thomas Walden gehabt und dieser habe ihr immer gesagt, wie er eine Szene umgesetzt sehen wolle. Sie sei dann nur für die Durchführung zuständig gewesen. Bei solchen Aussagen bekommt man das Gefühl, Herr Walden könnte sich ein wenig zu sehr in den Vordergrund gespielt haben, zuviel mitgemischt, hat die Regisseurin nicht Regisseurin sein lassen. Dabei hat er doch schon mit dem Drehbuch bewiesen, dass er den Stift lieber in der Schublade hätte liegen lassen sollen. Nur ein äußerst kreativer Kopf hätte die Bielefeld Verschwörung mit dem Grab von Aristoteles und geheime Gänge der Atlantis-Bewohner, sowie unerklärte Jedi-Kräfte der Figur Hardy Hart (gespielt von Moritz Sundermann) logisch miteinander verknüpfen können. Dem Team dieses Films hat es offensichtlich an einem solchen kreativen Kopf gefehlt.

Dabei dürfte das Grab des Aristoteles nur als Ausrede für einen Kurzurlaub in Griechenland hergehalten haben. Man darf sich gerne fragen warum ein Film wie ‚Die Bielefeld Verschwörung‘ es nötig hat einen großen Teil der unendlichen 105 Minuten in Griechenland zu spielen? Aber hier hat man immerhin eine Erklärung für die Produktionskosten von 60.000 Euro, von denen man auf der Leinwand nichts zu sehen bekommt.

Aber es werden Leute kommen um ‚Die Bielefeld Verschwörung‘ zu gucken. Schon allein eine Massenszene in der Bielefelder Innenstadt dürfte dabei nicht nur für eine ganze Reihe von Statistenrollen gesorgt haben, sondern auch für Zuschauer, am Film beteiligte Menschen die sich später einmal auf der großen Leinwand sehen wollen. Alle die nicht an diesem Projekt beteiligt gewesen sind, darf man nur empfehlen sich diesem Werk zu verweigern, außer man kann sich dem momentanen Hype (zumindest in Bielefeld) nicht entziehen und möchte vielleicht mitreden wenn es auf der nächsten Party um ‚Die Bielefeld Verschwörung‘ geht.

Denis Sasse

19 Kommentare

  1. hehehe… jaja die „egozentrischen bielefelder“…
    bleibt zu hoffen, dass mir eine begegnung mit lucy pher (oder fair oder fehr) erspart bleibt… wirklich gruselig… sie sollten neben „indiana jones“ und „james bond“ auch noch den vergleich mit einem horrorfilm hinzu ziehen…

    aber die arme julia kahl tat mir wirklich leid…

  2. Ein paar richtige Entscheidungen wurden für den Film sicherlich getroffen. Es war gut, ein professionelles Kamera- und Cut-Team mit in Boot zu holen. So ist der Film immerhin unter technischen Aspekten deutlich besser, als man es von einem Studi-Film je erwarten könnte (vom Ton mal abgesehen…) Es war auch sicher gut, ein paar Rollen mit erfahrenen Schauspielern zu besetzen (neben Thomas Huber und Julia Kahl übrigens auch Helmut Westhausser vom Stadttheater als ‚L‘).

    Was ich aber nicht verstehe: warum hat man den schauspielerisch unerfahrenen Studenten (manchen merkt man Theatererfahrung an, aber den meisten eben nicht) keinen Schauspielcoach gegönnt? Da dürfen die Studenten lernen, wie Continuity funktioniert, wie man eine Filmproduktion von vorne bis hinten organisiert, aber bei dem, wovon ein Film letztendlich leben muss, vom Spiel, lässt man die Studis dann ohne Profi-Support alleine? Dabei kann ein guter Coach Laiendarstellenr zu wirklich guten Leistungen verhelfen und hätte der Diskrepanz zwischen den erfahrenen und unerfahrenen Darstellern sicher gut getan.

    Und warum hat man das Drehbuch so stiefmütterlich behandelt? Das wirkt schlicht vollgestopft mit kleine-jungen-Phantasien mit einem Rohbau an Handlung drumherum, eine Dramaturgie lässt sich nur erahnen, von den Motiven der Figuren erfährt man weniger als nichts (Bramsen Paul ?), die Figuren als eindimensional und stereotyp zu bezeichnen wäre noch ein Lob. Bei den meisten reicht es nicht einmal für ein Trash-Klischee, so unscharf sind sie gezeichnet. Vielleicht hätte man das Thema Drehbuchentwicklung mit ins Seminar nehmen sollen, ein paar der Studis hätten sich darauf spezialisiert, hätten dann besseren Stoff abgeliefert und nebenbei auch noch gelernt, wie Drehbuchschreiben funktioniert. Dem Film hätte es sicher sehr gut getan. Schade.

  3. Da merkt man deutlich, dass du tatsächlich Ahnung vom Film hast, im Gegensatz zu dem übereuphorischen Rezensenten der NW. Ich habe den Film nicht gesehen und werde es auch nicht, nicht nur weil ich nicht mehr in Bielefeld wohne, sondern auch, weil ich das Projekt „Die Bielefeld-Verschwörung“ von vorneherein abgelehnt habe. Besten Dank für diese fundierte Kritik und Grüße aus Essen

  4. An der Uni Bielefeld gibt zur Zeit sogar Judith Angerbauer, z.B. Drehbuchautorin für den Tatort ein ‚Drehbuch schreiben‘ Seminar, dass ich auch besuche. Ich glaube nach dem ersten Block hat sie schon genug Wissen vermittelt um bei einem solchen Film die Fehler zu erkennen. Auch hier hätte ich gesagt, hätte sich der Autor im Vorfeld ruhig etwas mehr mit dem Lernprozess beschäftigen können. Das Drehbuch wirkt tatsächlich wie von einem Filmfan mal eben dahingeklatscht.

  5. Also ich fand den Film für die Umstände unter denen er scheinbar produziert wurde ganz nett und die vielen Unzulänglichkeiten zeigen eher, dass die Crew sich selber nicht so wichtig nimmt, wie beispielsweise der Rezensent der obigen Kritik.

  6. Diese Facebook-Seite zeigt zwar viele Hintergrundinfos, aber ist sicherlich auch gefaked: http://www.facebook.com/pages/Die-Bielefeld-Verschworung/122745977766102.

  7. Die Filmcrew sollte sich wichtig nehmen, wenn sie 60.000 Euro bekommt um einen Film zu produzieren. Es gingen schon Studenten-Oscars an Kurzfilme, die mit weitaus weniger Produktionskosten realisiert wurden. Und wenn ich eine Filmpremiere im Cinemaxx feier, dann hätte ich schon an mich den Anspruch, ein ansehbares Produkt abzuliefern und keine Spaßproduktion. Diese Rezension ist ja letztendlich auch nur meine Meinung, so wie ich den Film aufgefasst habe. Es darf gerne jeder in den Film hereinrennen und ihn für sich als Trashperle betiteln.

  8. Hier gehts ja heiß her. Also der Film ist wirklich nicht sensationell, aber trotzdem gut. Ich konnte es damals nicht abwarten und hab mir sofort bei Erscheinen den Roman zugelegt. Der Film ist vollkommen verschnitten, so dass die Story wirklich kaum zu erkennen ist. Die Darsteller finde ich, abgesehen von kleineren Wacklern, bei aller Laienhaftigkeit sehr sympathisch und auf der anderen Seitel zuweilen passend unsympathisch.
    Regie führte übrigens Ben Budde. Wer ist diese ominöse Kerstin?

  9. Eigentlich haben Ben Budde und Kerstin Sellerberg beide Regie geführt. Aber ab einem gewissen Moment ist Kerstin allein als Regisseurin aufgetreten, auch wenn der IMDB Beitrag z.B. Ben Budde auch noch führt, heißt es von Seiten der Filmcrew, dass er sich irgendwann während der Dreharbeiten von dem Projekt verabschiedet hätte.

  10. Ja, mich gibt es tatsächlich und ich kann dem nur zustimmen, was im vorherigen Kommentar geschrieben wurde.

  11. Das war vielleicht nen Mist. Tut mir leid, ey. Aber was für ne miese und unlogische Geschichte! Was hatten die böse jetzt bitte vor? Bielefeld vernichten? wenn ja,WARUM ÜBERHAUPT??????? Der Kameramann soll professionell gewesen sein? Warum wirkt dann alles so als hätte man das mit ner herkömlichen Handkamera gedreht. Wenn man ne Kamera hat, mit der schon Peter Jackson seinen letzte Kurzfilm oder Lars von Trier Antichrist gedreht hat, kann man sich dann nich nen bischen mit Tiefenschärfe befassen??
    Ich mache den Studenten, die migemacht haben keinen Vorwurf. Die haben das ja nicht gelernt. Da sieht man über haufenweise Kontinuitätsfehler ( Wozu so eine große Continuity-Crew???), über den schlechten Ton ( Szene am Meer wurde nicht nachsynchronisiert. Man hört rauschen aber kaum Gespräche) und die massenhaften unfreiwilligen Auftritte des Kamerateams durch die Spiegelung in Matt Bramsons Brille hinweg. Wenn allerdings selbsternannte „Profis“ (Autoren und Produzenten) sowas abliefern sich vor der ganzen Stadt und jedem der diesen Erguss sieht, lächerlich machen und dann noch auf so einem hohen Ross sitzen und sich selber so toll finden ( Wie man es in den Seminaren immer wieder erlebt) und meinen anderen beibringen zu wollen, was gute Filme ausmacht, obwohl sie offensichtlich selber kaum Ahnung haben, kann man wirklich nur mit dem Kopf schütteln. Das einzig positive , dass man diesem „Projekt“ abgewinnen kann ist die Tatsache, dass anscheinend jeder ne Filmförderung bekommen kann. Also an alle da draußen: Haut rein! Schlechter gehts ja nicht!!

    • Kann es sein, dass dein FIlm mal nicht im Uniautokino gezeigt wurde und jetzt bekommen alle einen drüber?
      Ich möchte dich mal sehen, wenn du 8 Stunden mit 16 Kilo auf der Schulter durch die Gegend ziehst. Mal sehen wo dann deine Schärfentiefe bleibt.
      Unter filmstiftung.de kannst du dir dann den Förderungsantrag runterladen, ausfüllen und dann sehen wir uns nächstes Jahr gerne wieder und schauen mal, was bei dir rausgekommen ist. Ich bin gespannt.

  12. Komisch, dass es die Leute bei anderen Filmen schaffen. Das sieht ja aus wie mit meinem Camcorder!. Das war echt nix!

  13. NIEMAND interessiert sich für die Produktionsumstände. Einzig das fertige Produkt zählt. Die Leute gehen ins Kino um sich unterhalten zu lassen und das ist bei dieser unglückseligen Vermischung von Talentlosigkeit und Arroganz einfach nicht möglich. Der Film ist so schlecht, dass er nichtmals als Trash funktioniert. Vorallem das Drehbuch ist eine Katastrophe. Da hat sich jemand (wieder einmal) gnadenlos selber überschätzt. Peinliches Ding!

  14. Schade für alle die bestimmt viel Zeit reininvestiert haben.

    Dem Vorredner, der meinte die Crew nimmt sich nicht so wichtig kann leider nicht zugestimmt werden.
    Kerstin und Co sind sicherlich sypathische Menschen, aber Herr Walden, Herr Magnifico (könnte mich nach Jahren über den Namen noch weschmeissen) nehmen sich sowas von ernst und glaube doch wirklich sie verständen ihr Handwerk.
    Ich habe noch dieses Jahr in ihren Kursen gesetzt. Traurig schon beim zuschauen.

    Wie gesagt schade für die Filmcrew ohne Anleitung lernt nunmal niemand was.
    Und dass jemand Regie führt, der sich selber als helfende Hand des Autoren versteht, kann man erstens keinen Vorwurf machen und zweitens auch nicht mehr erwarten. Kerstin, Ben ihr packt das schon noch, aber bitte überleght euch doch besser wem ihr vertraut.

    Ich hoffe sehr Herr Sander begreift, dass die Kohle bei Walden+Magnifico denkbar falsch aufgehoben ist.

  15. Wie peinlich doch manche Leute sind, sich hier derart auszukotzen.

  16. Allerdings nicht so peinlich wie diesen Schund mitverbrochen zu haben.

  17. Yeah, ich habe gehört, es wird an einer Fortsetzung gearbeitet. Und trotz eurer ultraasigen Kritik hier, freue ich mich darauf 😛

  18. Hilfe, ich habe gelesen, dass Fabio Magnifico schon wieder einen Film plant. Dieses Mal über die Varus-Schlacht
    http://www.imdb.de/title/tt1899159/

    Kann das bitte jemand verhindern?


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