Männertrip

In seinem Regiedebut inszenierte Nicholas Stoller 2008 die Komödie ‚Nie wieder Sex mit der Ex‘ aus der Feder von Jason Segel (‚How I Met Your Mother‘), der sich zugleich als Hauptdarsteller darin versuchte seine nervende Exfreundin Sarah Marshall, gespielt von ‚Veronica Mars‘ Kristen Bell, zurückzuerobern. Dabei konnte das Nebendarsteller-Duo bestehend aus Russell Brand als Rockmusiker Aldous Snow und sein größter Fan Jonah Hill zumindest den Regisseur von ihrer gemeinsamen Chemie überzeugen. Dieser nahm sich der beiden Figuren an und entwickelte eine Geschichte in der sie die Hauptrollen übernehmen sollten. Jetzt schickt Stoller sein Duo also auf einen ‚Männertrip‘.

Der ambitionierte 24jährige Aaron Green bekommt einen Auftrag, der das Sprungbrett für eine große Karriere sein könnte. Er soll für das Plattenlabel, für das er arbeitet, nach London fliegen und einen Rock-Gott zu seinem Comeback-Konzert ins weltberühmte Greek Theatre nach Los Angeles bringen. Der britische Rocker Aldous Snow ist ein brillanter Musiker und zweifellos eine Legende. Doch nach einer bitteren Trennung samt Karriere-Knick hängt Snow an der Flasche. Der Ja-Sager überdrüssig und panisch, stürzt Snow immer weiter ab. Während der Countdown für das Mega-Konzert läuft, muss sich der arme Aaron durch ein wahres Minenfeld manövrieren. Weder dubiose Drogendeals in London, Chaos in Manhattan, noch wilde Nächte in Las Vegas können ihn daran hindern, seinen Schützling sicher und halbwegs unversehrt ans Ziel zu bringen. Auf seinem steinigen Weg ist Aaron berauscht und alkoholisiert, er wird vergewaltigt, gedemütigt, belästigt, ausgeknockt, genervt, unter Drogen gesetzt und wiederbelebt. Aber was auch geschieht, er will Aldous rechtzeitig auf die Bühne bringen.

Um es von vornherein klar zu stellen: der Humor in ‚Männertrip‘ basiert durchgehend aus der Tatsache das die beiden Hauptakteure entweder alkoholisiert sind oder unter Drogen stehen. In den Momenten in denen sie nüchtern und bei Verstand sind, versucht das Drehbuch sie als traurige, im Leben gescheiterte Personen darzustellen, die nachdenklich werden und über ihr bisheriges Dasein philosophieren. Zwar versucht man am Ende via Holzhammer die Message zu übermitteln, dass Drogen für ein schlechtes Leben verantwortlich gemacht werden können, aber wenn in den vorangegangenen 100 Minuten das genaue Gegenteil vermittelt wird, bleibt die Art und Weise der Darstellungsform von lustigen Protagonisten doch anzweifelbar.

Außerdem ist das Zusammenspiel zwischen Russell Brand und Jonah Hill nicht unbedingt schön anzusehen. Man darf Brand ruhig unterstellen, dass dieser nur durch seine exzentrische Verhaltensweise und seine privaten Spielchen mit Katy Perry in die Schlagzeilen und in diesem Film gelandet ist. Der Funke in den gemeinsamen Momenten, von denen es natürlich reichlich gibt, will einfach nicht überspringen. Neben Brand, der einmal mehr in die Rolle des abgehalfterten Rockstars schlüpft, darf auch Jonah Hill seine Dauerrolle als übergewichtiger Verlierer wieder aufnehmen. Beide agieren wenig innovativ, verleihen ihren Figuren wenig Tiefe, trotz der Tatsache das beide die Möglichkeit geboten bekommen. Viele Szenen wirken lang, trocken, verkrampft. Anderen Filmduos sieht man den Spaß, den man auch hinter der Kamera haben kann, weitaus mehr an. Hier scheint es wirklich so, als habe man nur einen Job durchgezogen, dem Projekt aber keine Seele verliehen.

Leider ist der einzig gelungene Moment des Filmes direkt an den Anfang gesetzt worden, so das hier bereits Erwartungen geschürt werden, die nicht erfüllt werden können. Nutzt man hier doch die Form der Mockumentary, um die Karriere des Aldous Snow zu beleuchten. Es geht um seinen Aufstieg und um das Skandalvideo ‚African Child‘, durch das seine Karriere eine drastische Wendung nimmt und an den Punkt gerät, an dem der Film ansetzt. In den ersten Minuten wird mit Videoclips und Interviews von und mit Aldous Snow gearbeitet, in denen teilweise auch seine große Liebe Jackie Q (Rose Byrne aus ‚Marie Antoinette‘ oder ’28 Weeks Later‘) einen Auftritt hat, die sich in Folge des Skandalvideos von Aldous vor laufender Kamera trennt. Neben ihr gibt es auch Auftritte von realen Musikgrößen wie Pink und Christina Aguilera, die hier sich selbst verkörpern. Der inszenierte Dokumentationsstil bringt Spaß und Originalität in die Geschichte, lässt zumindest die Einführung der Aldous Snow Figur gelingen.

‚Männertrip‘ leidet unter der Form des Humors der hier praktiziert wird. Man begibt sich auf das Niveau der Direct-To-DVD Veröffentlichungen der ‚American Pie‘ Serie. Russell Brand funktioniert vielleicht als Nebendarsteller mit nicht unbedingt tragenden Momenten in einem Film, aber als Hauptdarsteller versagt er auf der ganzen Linie.

Denis Sasse

1 Kommentar

  1. […] Wie dieser ‘Männertrip’ aussieht, könnt ihr seit dem 2.September in den deutschen Kinos erleben. Die Kritik zum Film gibt es ab sofort hier auf filmtogo. […]


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